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Betrachter - Bild Beziehung

Markus Sumereder begegnet der Malerei aus einer Position des Widerstandes heraus.

Er vermeidet zum einen jede an den Gegenstand allzu nahe geratende Abbildhaftigkeit, zum anderen arbeitet Sumereder konsequent gegen das unbunte Farbspektrum an.

Durch das vermeiden jeglicher Gegenständlichkeit ist der Aufbau einer Betrachter – Bild Beziehung ein wesentlicher Aspekt im Schaffen von Sumereder.

„To be in the Painting“ galt im abstrakten Expressionismus bei Jackson Pollock und Barnett Newman als geflügeltes Wort.

Der Betrachter sollte so weit an das Bild herantreten bis er in seinem Blickfeld die Ränder des Werkes nicht mehr sehen konnte. Diese Erfahrung „im Bild zu sein“ ist uns vor allem aus der Kinowelt bekannt. Nahe Distanz zur Kinoleinwand und deren extreme Breite vermittelt uns das Gefühlt „im Film“ zu sein.

"Nicht gegenständliche Malerei"

Ähnlich dieser Aufforderung versucht Sumereder den Betrachter zu animieren die färbigen Flächen nach Spuren, Kratzern oder Rinnsalen zu durchsuchen.

Er selbst benötigt immer eine räumliche Nähe zum Werk, die sich zeigt in dem er nur wenige Zentimeter von der Farbfläche entfernt die Oberfläche observiert und analysiert, auf Spuren die die verschiedensten Hilfsmittel am Maluntergrund hinterlassen haben.

Am Anfang stellte Sumereder sehr oft fest, dass, wenn immer er versuchte zu planen oder bewusst zu kreieren, die Ergebnisse sehr oft unzufriedenstellend waren oder konzeptionell nicht dass ergaben was im Unterbewusstsein vorhanden war.

Deshalb gibt ihm die „nicht-gegenständliche“ Malerei die Möglichkeit ein Wechselspiel zwischen Spontanität und Zufall, Zerstörung und Erfindung zu schaffen.

Es ist nie ein einzelnes Bild welches er vor Augen hat, sondern immer ein mit Farbtafeln gefüllter Raum.

Es scheint als weise die Malerei von Sumereder auf nichts anderes hin, als auf die Begrenzung ihrer Fläche, die es aufzufüllen und wiederzugewinnen gilt.

Das Hauptinstrument seiner Bildgestaltung ist der Rakel, welches ihm in die Situation versetzt nicht selber gestalten zu müssen, sondern die Möglichkeit bietet, beim Entstehungsprozess die verschiedensten Zusammenspiele von Farbstrukturen auf den Untergrund zu beobachten zu können.

Viele seiner Arbeiten geben zu erkennen, dass sie beim malen und vielleicht auch danach die Richtung gewechselt haben. Oben nach Unten, Links nach Rechts stehen zu Disposition – sind im Malprozess ebenso unberechenbare Momente wie die Farben und ihr Auftrag.

Oft arbeitet er über viele Monate an einem Bild, stellt es weg und kehrt zurück, um neue Farbschichten aufzutragen, hält eine Art lauernden Kontakt zum Bild aufrecht, und beobachtet es aus einer emotional aufgeladenen Distanz.

Die ereignishafte, zeitliche Komponente des Malvorgangs lässt sich an den fertigen Bildern gut ablesen. Die verschiedenen Schichten der Farbgebung blitzen unter der glatten Oberfläche hervor, vermischen sich zu einem differenzierten und gleichzeitig unmöglichen Raum.

Das freie, malerische Spiel mit scheinbar endlosen Farbverdichtungen und Farbspuren auf Farbe, erzeugt eine antimetaphorische Umschreibung des Mediums Malerei, die es dem Rezipienten nicht mehr ermöglicht die Bilder als Illustration einer Idee zu sehen.

Die Malerei von Markus Sumereder betreibt eine Archäologie des eigenen Entstehungsprozesses. Sie legt hinter dem Jüngeren das frei, was früher war. Sie ermöglicht einen Blick in die Vergangenheit. Zugleich erschließt diese Malerei eine Zukunft.

Sie zeigt etwas, das nach Verlust, nach Zerstörung zum Vorschein kommen kann.
Das Schweigen des Untergrundes und das Beredte der Oberfläche gehen eine enge Gemeinschaft ein – sie halten sich gegenseitig – sie bestärken sich gegenseitig.
Ein Betrachter könnte versuchen, das Beschriebene auf das Leben anzuwenden. Das hieße, die Malerei von Markus Sumereder als ein Bild zu deuten.